Gespräch mit Chemie Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell

27. November 2015
20.00 Uhr
Kaiser-Friedrich-Halle

Chemie Nobelpreisträger Prof. Stefan Hell

So unterschiedlich die Krankheiten Alzheimer, Parkinson, Aids oder Krebs sind, ist ihnen allen eins gemeinsam: Sie beginnen mit Veränderungen von Molekülen und deren Zusammenwirken in der Zelle. Bislang ließen sich diese Vorgänge mit traditionellen Lichtmikroskopen in einer maximalen Auflösung von 2000stel Millimeter beobachten. Professor Dr. Stefan Hell hat gemeinsam mit seinen Kollegen Eric Betzig und William Moerner Mikroskopieverfahren entwickelt, die Einblicke in zehnfach besserer Auflösung erlauben. Dafür erhielten er und seine beiden Kollegen im vergangenen Jahr den Chemienobelpreis. Stefan Hell erklärte seine komplizierte Arbeit für die Zuhörer gut nachvollziehbar in einem Vortrag, den er exklusiv für sein Mönchengladbacher Publikum vorbereitet hatte. Der Nobelpreisträger war auf Einladung des Initiativkreis Mönchengladbach in die Stadt gekommen.

Stefan Hell ist „Unternehmer des Jahres 2015“. Ausgezeichnet hat ihn die Beratungsgesellschaft Ernst and Young jetzt in Berlin. Die Gesellschaft würdigte Hells „vorbildliches unternehmerisches Engagement“ und „seine Innovationskraft“. Den Preis erhielt er zusammen mit seinem Geschäftspartner Gerald Donnert. Die Firma der beiden, Abberior Instruments, entwickelt und vermarktet Farbstoffe für hochauflösende Mikroskope.

Stefan Hell sprach in Mönchengladbach im Anschluss an seinen Vortrag mit dem Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar über seinen Werdegang: die entbehrungsreiche Kindheit in Rumänien, die Flucht mit seinen Eltern nach Deutschland, der dort gelungene Integrationsprozess in die Gesellschaft: „Man muss sich integrieren wollen, das ist Voraussetzung. In Rumänien hatte ich eine sehr gute Schule besucht. Das verschaffte mir in Deutschland einen Vorsprung, ich durfte sogar eine Schulklasse überspringen.“ Die Familie war, lediglich mit ein paar Koffern und Kisten geflohen, in Ludwigshafen untergebracht. Nach dem Abitur lockte den jungen Mann das benachbarte Heidelberg mit seiner für ihn verheißungsvollen Universität. Der Sohn einer Mathematiklehrerin boxte sich bis zu seinem Studienplatz dorthin durch. Nach seinem Abschluss geht er als Physiker nach Finnland, dann nach Oxford, „einfach um Beschäftigung zu haben“, denn in Deutschland fand er zunächst keine Zustimmung für seine wissenschaftlichen Ansätze. Irgendwann aber gelang ihm in seiner neuen Heimat der Durchbruch: „In Deutschland hat jeder eine Chance. Man muss sie nur sehen und dann beharrlich dafür kämpfen.“

Schirmherr des Abends in der Kaiser-Friedrich-Halle war Dr. Erich Bröker, Vorstand Jagenberg AG und persönliches Mitglied im Initiativkreis Mönchengladbach.