Vortrag mit Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller

17. Mai 2022

20 Uhr

Kaiser-Friedrich-Halle

Literatur-Nobelpreisträgerin Herta Müller zu Gast in Mönchengladbach

Um die rettende Macht der Wort und Rituale in ausweglos scheinenden Situationen geht es im Werk der Rumänin, die seit über 30 Jahren in Deutschland lebt. „Landschaften der Heimatlosigkeit“ nannte die Nobelpreis-Jury Herta Müllers Romane. Vor zehn Jahren erhielt sie die weltweit höchste Aus-zeichnung für Autoren. Herta Müller gehört zu den großen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. In ihren Büchern hat sie die jüngere rumänisch-deutsche Geschichte lebendig werden lassen und die Verwundungen gezeigt, die den Menschen unter der Diktatur des Ceausescu-Regimes zugefügt wurden. Müller hat ihr ganzes Leben lang gegen die grausamen, menschenverachtenden Seiten des Kommunismus angeschrieben. Wer ihre Bücher liest, sieht nicht nur das Ceausescu-Regime, sondern jeden Überwachungs-staat mit anderen Augen. Geboren wurde Herta Müller 1953 im rumänischen Banat. Aufgrund ihrer Weigerung mit der Geheimpolizei Securitate zusammenzuarbeiten, verlor sie ihre Arbeit. Als sie die Diktatur in ihren ersten Büchern öffentlich kritisierte, kam ein Publikationsverbot dazu. Sie wurde bespitzelt, bedroht und verhört. 1987 reiste sie nach West-Berlin aus. Seit 1995 ist Müller Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Herta Müllers Bücher handeln immer auch von Misstrauen, Einsamkeit und der rettenden Macht der Worte und kleinen Rituale. Eines davon ist das Taschentuch, das ihre Mutter ihr jeden Morgen mit auf den Weg gab. Es half ihr, als sie in ihrer Heimat von den Schergen Ceausescus schikaniert wurde – als gebügeltes, gefaltetes Symbol für mütterliche Geborgenheit. Man nahm ihr in ihrem Beruf als Übersetzerin den Schreibtisch weg. Da setzte sie sich draußen auf einer Treppe auf ein weißes Taschentuch. Es gab ihr in dieser demütigenden Situation die Würde zurück. „Ich hatte zehn Jahre Zeit zu üben, wie es sich lebt, wenn der eigene Tod vielleicht schon längst als staatliche Maßnahme auf ein Stück Papier geschrieben ist“, sagt Herta Müller. Sie hat Unterdrückung, Qualen und Todesandrohungen erlebt. Davon legen ihre Bücher, Aufsätze und Reden Zeugnis ab. Für ihr literarisches Werk bekam sie zahlreiche Ehrungen. Doch all das kann nie wiedergutmachen, was sie und mit ihr viele andere unter Ceausescu erlebt haben. Wie diese Autorin darauf beharrt, dass sich manche Geschehnisse eben nicht literarisch verarbeiten lassen – das macht ihr Werk und sie selbst als Person so glaubwürdig. „Ihre poetische Sprache ist mit Todesangst erkauft“, formulierte es der Politikwissenschaftler Günther Rüther. Müllers Wörterwelt ist bildreich und spröde, schön und hart zugleich. In „Mein Vaterland war ein Apfelkern“ erzählt Müller im Gespräch mit der Journalistin Angelika Klammer ihre Lebensgeschichte. In „Atemschaukel“ schreibt sie über den jungen Hermannstädter Leopold Auberger, der 1945 mit 17 Jahren in ein sowjetisches Arbeitslager deportiert wurde, über Hunger, Kälte und Einsamkeit. Mit diesem erschütternden Hauptwerk hat Herta Müller all denen ein Denkmal gesetzt, die als Zwangsarbeiter in sowjetischen Lagern für die Verbrechen der Nationalsozialisten büßen sollten. „Ein atem-beraubendes Meisterwerk“, schrieb die ZEIT. „Ein kühnes Sprachkunst-werk, das seinesgleichen sucht“, befand die Süddeutsche Zeitung.

Schirmherr für den Initiativkreis Mönchengladbach

Franz Dierk Meurers, Vorstand
Volksbank Mönchengladbach eG
Persönliches Mitglied im Initiativkreis Mönchengladbach